
Der Automatikmodus ist der staatstreue Beamte
Der manuelle Modus der freidenkende Künstler
Warum das so ist klären wir jetzt!
Zuallererst geht es natürlich darum die Grundlagen zu verstehen.
Grundlegend geht es im manuellen Modus darum manuell (also laut Definierung mit der Hand) zu belichten. Im Automatikmodus versucht die Kamera selbst das Bild immer optimal zu belichten. Warum das oft störend sein kann später.
Das Wichtigste am Anfang. Es geht primär um Licht.
Wie viel Licht gelangt in die Kamera?
Dabei gibt es 3 Einstellungen, die regeln wie viel Licht in die Kamera, sprich auf den Sensor, gelangt und damit ein Bild entweder über oder unterbelichten.
Jede dieser Einstellungen bringt einen zweiten wichtigen Aspekt mit sich. Es geht also um insgesamt 6 Arten von manueller Einstellung die wir kreativ nutzen können.
Wir beginnen mit den drei, die direkt mit dem Licht zu tun haben. (Wer möchte kann sich auch das Video mit den gleichen Informationen ansehen)

1. Die Belichtungszeit. (Exposure Time) Bestimmt wie lange Licht in die Kamera eintreten kann. (wird in Bruchteilen von Sekunden gemessen "1" steht für eine Sekunde Blendenöffnung, 1/2 für eine halbe Sekunde, 1/200 Sekunde bis hin zu 1/8000 Sekunde, die die Blende nur offen bleibt um Licht einzulassen)
Je länger ich den Sensor mit Licht bescheine, desto mehr Licht gelangt auch auf die Fotografie.
2. Die Blende. (Aperture) Reguliert wie viel Licht in die Kamera gelangt. Gängig sind Blenden von 1,4 (weit geöffnet/viel Licht/ große Blende) - 22 (nahezu geschlossen/wenig Licht, kleine Blende) Denkt daran: Kleine Zahlen = große Öffnung/Große Blende Große Zahlen = kleine Öffnung/kleine Blende.
Diese Einstellung erkennt man an dem F das vor den Zahlen erscheint. Für was das F steht könnt ihr in der Beschreibung des Videos finden.
Man kann sich einen Rolladen vorstellen den man morgens hochzieht. Je weniger das Fenster abgedeckt ist, desto mehr Licht kann in den Raum (auf den Sensor) fallen.
3. Iso. Bestimmt wie Lichtempfindlich die Kamera (der Sensor) ist. Gängige Werte sind 100 (wenig emfpindlich/sensibel) bis 6400 (sehr empfindlich/sensibel)
Stelle dir vor du kannst verstellen wie sensibel deine Sinne reagieren. Nehmen wir das Ohr zum Beispiel. Wärst du in einer lauten Stadt würdest du die Sensibilität, die Empfindlichkeit, deines Ohres niedriger einstellen.
Wenn du ein Flüstern in ruhiger Umgebung verstehen wollen würdest, müsstest du die Sensibilität deines Ohrs höher einstellen.
Das gleiche passiert mit Licht im Iso. Viel Licht, man reguliert die Sensibilität nach unten. Wenig Licht, man reguliert die Sensibilität nach oben.
So weit so gut.
Aber jede dieser Einstellungen hat eine zweite Eigenschaft, die nicht weniger wichtig ist.
Die Belichtungszeit:
Stell dir vor, die Blende ist 1 Sekunde geöffnet. Es kann also eine Sekunde lang Licht auf den Sensor fallen. Der "Moment" ist eine Sekunde lang. Was passiert in dieser Sekunde?
Alles was sich in dieser Sekunde bewegt, wird aufgenommen. Im Bild sind Schlieren zu erkennen. Bewegungsunschärfe, verschwimmen und verwackeln.
Wichtig zu verstehen ist, dass jede Art von Bewegung auswirkungen hat. Ein Tänzer der sich in dieser Sekunde durch das Bild bewegt verschwimmt. Sind meine Hände unruhig und ich bewege in dieser Sekunde die Kamera ist die Bewegungsunschärfe noch deutlicher.
Also: Lange Belichtungszeit = viel Licht / viel Bewegungsunschärfe (verwackeln)
Kurze Belichtungszeit = wenig Licht /wenig \
Bewegungsunschärfe (Einfrieren von Bewegung)
Die Blende
Stell dir vor wir stellen die Blende auf F/1,4
Wir wollen viel Licht auf den Sensor lassen indem wir den Rolladen weit öffnen.
Was werden wir sehen wenn wir das Foto aufnehmen. Ein Teil des Bildes (Vordergrund oder Hintergrund) ist scharf, der Rest verschwimmt und wird unscharf (weist eine geringe Schärfentiefe auf, wie man es fachlich sagen würde)
In Portraits wird dieser Effekt gern genutzt, um den Mensch hervorzustellen und vom Hintergrund abzuheben.
Diesen Effekt wollen wir aber nicht immer. Bei Landschaftsfotografien möchte ich gerne eine möglichst hohe schärfe im Vorder- sowie auch im Hintergrund. Das ganze Bild soll mehr oder weniger scharf sein. Oder nicht? Das bleibt dir und deiner Kreativität überlassen.
Also: Große Blende z.B. F1,4 = viel Licht / geringe Schärfentiefe (Unschärfe im Hintergrund z.B. bei Portraits)
Kleine Blende z.B. F9 = wenig Licht / hohe Schärfentiefe
(Vordergrund und Hintergrund scharf z.B. bei einer Landschaftsaufnahme)
Iso
Wenn ich die Sensibilität des Sensors erhöhe um ihn empfindlich für Licht zu machen, wird das Foto beginnen zu rauschen.
Bleiben wir beim Beispiel unseres Ohres, heißt das, Ich stelle mein Ohr sehr sensibel ein um dem Flüstern in der Bibliothek zu lauschen. Dann kommt eine Blaskappelle durch die Tür. Mein Ohr das sich auf leise Töne fokussieren wollte, kommt mit dieser Lautstärke nicht zurecht. Das Signal verzerrt.
Auf Licht und unseren Kamerasensor übertragen: es rauscht.
Dieses Bildrauschen ist oft unerwünscht, kann aber auch ein kreatives Mittel sein um dem Foto eine besondere Stimmung zu verleihen.
Also: Große Iso Zahl = sehr sensibel / viel Licht / viel Bildrauschen
Kleine Iso Zahl = wenig sensibel / wenig Licht /wenig Bildrauschen)
Unsere 6 Aspekte kurz zusammengefasst.
Belichtungszeit
Lange Belichtungszeit kurze Belichtungszeit
(z.B. 1/25 Sekunde) (z.B. 1/2000 Sekunde)
1. mehr Licht dringt ein wenig Licht dringt ein
2 .Bewegung wird unscharf Bewegung wird eingefroren
Blende
Große Blende (kleine Zahl) Kleine Blende (große Zahl
(z.B. F2,8) (z.B. F9)
3. mehr Licht dringt ein weniger Licht dringt ein
4. Geringere Schärfentiefe Höhere Schärfentiefe
(weniger im Fokus) (mehr im Fokus)
Iso
hohe Iso Zahl niedrige Iso Zahl\
(z.B. 6000) (z.B. 100)
5. lichtempfindlicher/mehr Licht wenig lichtemfpindlich
6. Viel Bildrauschen (meistens wenig Bildrauschen
nicht erwünscht) (meistens erwünscht)
Diese drei Einstellungen sind eng miteinander verbunden. Fotografiert man "manuell" versucht man diese drei auf die jeweilige Situation anzupassen. Wie viel Licht habe ich zur Verfügung, was möchte ich kreativ erreichen?
Man hat volle Kontrolle.
In den meisten Fällen, versucht man ein gewisses Gleichgewicht herzustellen, wobei ihr versuchen solltet den Iso so niedrig wie möglich zu halten.
Möchte man sich die Eigenschaften aber kreativ zu Nutze machen kann man auch mit "extremen" Belichtungszeiten oder Iso-Zahlen hantieren.
Man hat es in der Hand.
Die Freiheit das Foto aufzunehmen, das man im Kopf hat.
Der Automatikmodus hingegen, versucht immer den Mittelweg zu gehen. Er versucht alle "zufrieden" zu stellen, in dem er zwar korrekt belichtet, dabei aber auch hoch uninteressant ist.
Oft ist ein etwas "unterbelichtetes" Foto interessanter als das perfekt belichtete. Stimmungen leben oft von weniger Licht. Fotografiere ich spätabends eine Szene, möchte ich z.B. auch, dass auf dem Foto erkennbar ist, dass es spätabends ist. Die Automatik versteht nicht was du ausdrücken möchtest. Sie würde einfach das machen was ihr die Zahlen vorschreiben.
Der Automatikmodus ist der staatstreue Beamte
Der manuelle Modus der freidenkende Künstler
Wer wollt ihr sein?
Wer tiefer in die Theorie einsteigen, und wissen möchte für was das F bedeutet hier klicken
Das F ist die Abkürzung für Focal Length, die Brennweite. Lesen wir F/4 als »Brennweite geteilt durch 4« ist klar, warum Blende 4 eine größere Blende als Blende 8 ist: 100 durch 4 ist größer als 100 durch 8. F/4 ist das Verhältnis der Brennweite zur Blendenöffnung, aber der Schrägstrich wird eingespart.
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Unbekannt (Dienstag, 12 Mai 2020 08:58)
Richtig einfach und verständlich erklärt. Weiter so :)